Viele Banken bieten kostenlose Girokonten an. Super, ein kostenloses Konto – was kann daran falsch sein? So mag sich mancher spontan denken. So kostenlos, wie es auf den ersten Blick scheint, sind die kostenlosen Girokonten aber auch wieder nicht. Denn: Niemand verschenkt gerne etwas. Auch eine Bank nicht.
Deswegen bedeutet ein kostenloses Girokonto nicht, das damit gar keine Kosten verbunden sind. Sondern erst einmal nur, dass keine monatlichen Kontoführungsgebühren anfallen.
Geld verdienen die Banken dann oftmals über versteckte Gebühren. So fallen etwa für die unterschiedlichsten Dinge, die bei einem kostenpflichtigen Girokonto mit Kontoführungsgebühr nichts kosten, bei Gratis-Konten mit Gebühren an.
Wir zeigen daher, welche versteckten Kosten Sie unbedingt im Auge behalten sollten wenn Sie gerade mit dem Gedanken spielen, ein kostenloses Girokonto zu beantragen.
Kostenloses Girokonto: Diese versteckten Kosten solltest Du kennen
Kostenfalle 1: Kostenfrei nur bei Mindestumsatz
Banken mögen keine „toten“ Konten, also Konten, die nicht wirklich genutzt werden. Daher ist das Konto bei den meisten Banken (so etwa bei der comdirect Bank, 1822 direkt und ING Diba) nur bei „aktiver Nutzung“ kostenlos.
Dafür wird ein monatlicher Mindestgeldeingang von 700 Euro vorausgesetzt. Geht nur in einem Monat weniger Geld auf dem Konto ein, wird für diesen Monat eine Gebühr fällig, meist in der Größenordnung um die 5-7 Euro. Bei vielen Banken gibt es Ausnahmen für junge Menschen (in der Regel bis 28 Jahre), für die dieser Mindestumsatz nicht vorausgesetzt wird.
Großzügiger zeigt sich hier die DKB, die bei ihrem Modell DKB-Cash keinen Mindesteingang voraussetzt. Aber nur in den ersten sechs Monaten: Danach sind bestimmte Leistungen auch bei der DKB erst ab 700 Euro Umsatz pro Monat kostenlos. Nur die Santander setzt bei ihrem kostenlosen Konto „BestGiro“ dauerhaft keinen Mindestumsatz voraus.
Kostenfalle 2: Bargeldabhebungen oder begrenzte Bargeldabhebungen
Eine der größten Kostenfallen bei kostenlosen Girokonten ist die Bargeldabhebung am Geldautomaten. Alle kostenlosen Konten haben ziemlich restriktive Bedingungen bei Bargeldabhebungen, die sich stark unterscheiden. Und bei vielen Banken sind die Bedingungen, wann Bargeldabhebungen wirklich kostenlos sind, so verworren, dass man sie sich kaum merken kann.
In der Praxis (Sie sind in der Stadt, brauchen schnell mal Geld und gehen einfach an den nächsten Automaten) kann dann schnell mal eine ziemlich teure Abhebung durchrutschen. Die Gebühren für „unerlaubte“ Bargeldabhebungen sind teilweise so hoch, dass eine oder zwei Transaktionen pro Monat den Vorteil des kostenlosen Girokontos bereits zunichte machen können.
Bei der comdirect sind mit der Bankkarte (das ist eine Visa-Debitkarte) nur drei kostenfreie Bargeldabhebungen pro Monat drin – für jede weitere fällt eine Gebühr von 4,90 Euro pro Transaktion an. Eine echte Strafgebühr, wenn man bedenkt, dass die Zusatzoption „Bargeld plus“, die unbegrenzt kostenlose Abhebungen erlaubt, auch nur 6,90 Euro im Monat kostet. Außerdem sollten Sie darauf achten, welche Ihrer Karten Sie verwenden: Bargeldabhebungen mit der Kreditkarte kosten bei der Comdirect in Deutschland satte 9,90 pro Transaktion, unabhängig vom Betrag!
Oft sind auch nur Bargeldabhebungen bei Automaten der eigenen Bank sowie einer Reihe von Partnerinstituten kostenlos. Es kann sich also lohnen, ein paar Schritte weiter zu einem anderen Automaten zu gehen. Bei der ING ist die Bargeldabhebung mit der Girocard sogar nur an den eigenen Automaten des Instituts kostenlos, und das sind nicht allzu viele: nur 1200 in ganz Deutschland.
Mit der VISA Card stehen Kunden der ING immerhin 58.000 Geldautomaten in Deutschland zur Verfügung. Bei „BestGiro“ der Santander ist die Abhebung nur an den CashPool-Automaten kostenlos. Davon gibt es in ganz Deutschland nur gut 3000 Stück – in größeren Städten kein Problem, in ländlichen Gegenden aber schon.
Manchmal ist auch die Zahl der Abhebungen limitiert: Die 1822direkt erlaubt (je nach Kontomodell) vier bis sechs kostenfreie Bargeldabhebungen im Monat, und dies auch nur an den Geldautomaten der verschiedenen Sparkassen-Institute (von denen es in Deutschland immerhin genug gibt). Im Normalfall ist das ausreichend; trotzdem sollte man aufpassen, denn jede weitere Abhebung kostet bei dieser Bank 2,00 Euro, wie man der obigen Tabelle entnehmen kann.
Kostenfalle 3: Bargeldabhebung im Ausland
Bargeldabhebungen im Ausland sind bei den meisten kostenfreien Girokonten ein echter Kostenfaktor. Wenn Sie sich oft im Ausland aufhalten, sollten Sie die Auslandsgebühren daher besonders sorgfältig vergleichen.
Mit einem Konto der ING etwa zahlen Sie bei einer Bargeldabhebung außerhalb Deutschlands überall mindestens 5,00 Euro – selbst in Nachbarländern mit Euro, etwa Frankreich oder Österreich. Etwas großzügiger ist hier die Comdirect: Bei dieser Bank sind Bargeldabhebungen im Ausland kostenlos – aber nur, solange es sich um ein Land mit dem Euro als offizieller Landeswährung handelt. In Polen, Tschechien oder Kroatien etwa ist das schon nicht mehr der Fall. Dort schnappt die Kostenfalle der Comdirect mit satten 9,90 Euro zu.
Die DKB ist auch hier großzügig, bei dieser Bank sind Abhebungen in allen Ländern mit Euro als Landeswährung kostenlos – allerdings erst ab 50 Euro (siehe oben).
Kostenfalle 4: Bargeldeinzahlungen gegen Gebühr
Banken mögen Bargeld scheinbar nicht besonders. Zumindest entsteht dieser Eindruck, wenn Sie etwas von Ihrem Ersparten auf Ihr Konto einzahlen möchten. Da es sich bei den meisten Banken, die kostenlose Girokonten anbieten, um Direktbanken – also Banken ohne Filialnetz vor Ort – handelt, können Sie Bargeld nur in den Geschäftsstellen oder an den Automaten der Partnerinstitute einzahlen.
Bei der Comdirect ist das etwa die Commerzbank. Meist ist diese Möglichkeit aber auf eine bestimmte Zahl von Einzahlungen oder eine bestimmte Maximalsumme beschränkt.
So erlaubt die etwa Comdirect nur drei kostenlose Einzahlungen pro Jahr. Die ING ist hingegen recht großzügig und erlaubt über die Geldautomaten mit Einzahlfunktion kostenlose Bargeldeinzahlungen bis zu 25.000 Euro pro Jahr (maximal 5.000 pro Transaktion).
Kostenfalle 5: Strafzinsen
Bei allen kostenlosen Konten wird für Guthaben über 100.000 Euro ein „Verwahrentgeld“ von 0,5 Prozent pro Jahr berechnet. Das ist nichts anderes als ein Negativzins, der verhindern soll, dass vermögende Menschen das Konto nutzen, um größere Werte zu parken.
Für Normalverdiener ist das angesichts des hohen Freibetrags eher nicht relevant, und wer so viel Geld hat, ist mit einer zinsbringenden Geldanlage ohnehin besser beraten. Daher wird diese Kostenfalle wohl die allerwenigsten Menschen betreffen.
Kostenfalle 6: Hohe Überziehungszinsen im Dispo
Bei kostenlosen Girokonten wird oft bereitwillig ein Dispokredit (Überziehungskredit) eingeräumt. Die Zinsen dafür sind allerdings happig: denn diese liegen im Durchschnitt immer noch bei 10 Prozent und mehr.
Manche Banken (etwa die Santander) bieten auch die Möglichkeit, Kreditkartenabrechnungen über mehrere Monate abzustottern. Eine solche Kreditkarte mit Kreditrahmen ist praktisch, falls Sie Ihre Kreditkarte mal über Gebühr in Anspruch genommen haben – zum Beispiel, um auf einen unvorhergesehenen finanziellen Engpass zu reagieren.
Dafür wird allerdings bei der Santander ein Zinssatz von satten 13,98 % fällig! Das wären bei einem Kreditbetrag von 1000,- Euro Zinsen in Höhe von 11,65 Euro pro Monat. Auch bei anderen Banken sieht es nicht viel anders aus.
Fazit: Genau hinschauen lohnt sich, um unnötige Kosten zu sparen
Für alle, die einfach nur ein Basisangebot von ihrer Bank wollen und über ein regelmäßiges Einkommen verfügen, ist ein kostenloses Girokonto eine interessante Option.
Allerdings sollten Sie darauf achten, nicht in eine der Kostenfallen zu tappen. Insbesondere unbedachte Bargeldabhebungen können den Vorteil gegenüber einem Standardkonto mit Kontoführungsgebühren schnell vernichten.
Daher macht es Sinn, vor der Eröffnung eines kostenlosen Girokontos verschiedene Anbieter zu vergleichen. Genau diese Möglichkeit bieten wir in unserem Girokonto Vergleich.