Der dezentrale Bankkredit - Direct Lending als Möglichkeit für Off-Balance-Kreditgeschäft

Der Kredit ist für viele Banken ein wichtiges Ankerprodukt, um eine langfristige Kundenbeziehung aufzubauen oder zu halten. Deutschland ist historisch gesehen ein durch Banken dominierter Kreditmarkt. Von daher hält man an dem bilanzierten Kredit fest, und es ist keine Seltenheit, dass Kredite sogar mit negativen kalkulatorischen Margen vergeben werden. Diese Strategie rechnet sich aber nur, wenn die Banken mit ihren Kunden über den Kredit hinaus weitere Umsatzpotenziale ausschöpfen, denn dort sind die Gewinnmargen oft höher. Deshalb ist es für die meisten Banken wichtig, wenn über Finanzierungen außerhalb von Bankbilanzen gesprochen wird, dass das Potenzial der Kundenbeziehung dabei nicht verloren geht.

Die Frage lautet daher, wie die Kreditvergabe uneingeschränkt aufrechterhalten werden kann, um die Kundenbeziehungen zu stärken, ohne dabei zu viele eigene Risikopositionen einzugehen, die eventuell nicht durch das haftende Eigenkapital zu tragen sind. Um auf diese Frage eine Antwort zu finden, muss man sich die Frage gefallen lassen, warum ein Kredit bei der Vergabe automatisch eine Risikoposition der Bank sein muss. Muss es unserer Meinung nach nicht. Kreditbeziehung und wirtschaftliches Risiko müssen nicht zwingend eine Einheit bilden. Das wirtschaftliche Risiko der Kreditbeziehung kann bereits bei der Kreditvergabe verteilt werden. Diese Idee ist nicht komplett neu, sie wird jedoch mit der Digitalisierung deutlich einfacher, effizienter und etabliert sich direkt am Anfang der Wertschöpfungskette einer Kreditbeziehung. Durch die Digitalisierung und Vernetzung der Gesellschaft können viele Akteure gleichzeitig an einen Tisch geholt werden, um die Risiken zu verteilen, sozusagen zu dezentralisieren. Risiken zu dezentralisieren und die Bankbilanzen zu verschlanken, ist nicht nur ein Ziel der Europäischen Kommission, sondern auch die Grundlage für die Idee des dezentralen Bankkredites.

Hinter dem Begriff des dezentralen Bankkredites steckt die Idee der Vereinigung von einem durch die Bank vergebenen Kredit und den Vorteilen einer kapitalmarktnahen Finanzierung. Die kapitalmarktnahe Finanzierung wird dabei durch eine vernetzte Plattform organisiert. Die Plattform vermittelt private und institutionelle Anleger, die in die Anlageklasse Kredit investieren möchten und somit die Risiken aufnehmen, die von der Bankbilanz nicht getragen werden können oder sollen. Die Plattform ist ähnlich wie ein Kreditmarktplatz aufgebaut, mit dem wichtigen Unterschied, dass dieser Marktplatz in die Bankenlandschaft integriert ist. Ausgangspunkt ist die Kreditanfrage eines Kunden an die Bank. Die Bank kann bei der Anfrage des Kunden entscheiden, ob sie den Kredit selbst bearbeiten möchte, die Anfrage an die Plattform weitergibt oder ob sie den Kredit gemeinsam mit der Plattform finanziert. Die Weitergabe wird regelmäßig Sinn machen, wenn die Plattform in der Lage ist, den Kredit deutlich effizienter zu bearbeiten. Bei neuen Spielern im Markt, die ausschließlich auf digitale Prozesse setzen, wird dies insbesondere bei kleineren Krediten regelmäßig der Fall sein.

Ziel des dezentralen Bankkredites ist es nicht, das Banking komplett neu zu definieren, aber es weiter zu entwickeln und das System der Finanzintermediation als Ganzes stabiler, profitabler und gerechter zu gestalten. Diese Evolution ist eine notwendige Transformation, die aus den Erfahrungen der letzten Jahre und den Ansprüchen an die Zugangsfähigkeit zum Kapitalmarkt und ein stabiles Finanzsystem resultieren. Die Plattform Giromatch sieht sich für diesen integrierten Ansatz gut aufgestellt und möchte sich damit für die Weiterentwicklung des Kreditgeschäfts einsetzen.

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17.06.2016