Automatisierung ist Digitalisierung 2.0 - Ohne automatisierte Wertschöpfungskette keine Digitalisierung

Was verstehen Banken unter Digitalisierung? Da Banken zufriedene Kunden brauchen, um mit ihrem Geschäftsmodell bestehen zu können, geht es dabei vornehmlich um die Sichtweise des Kunden. Wenn die Digitalisierungsstrategie aber unter langfristigen Kostengesichtspunkten beleuchtet wird, ist die Sichtweise nicht mehr ganz so eindeutig. Nur Banken, die tatsächlich ganzheitlich auf eine Digitalisierungsstrategie vorbereitet sind, können langfristige Wettbewerbsvorteile durch ein digitales Kundenerlebnis generieren. Falls die Digitalisierung jedoch eine weitere Ebene in der IT-Struktur bedeuten würde, scheint eine Automatisierung der digitalen Prozesse kaum möglich.

„Bei der Automatisierung von Wertschöpfungsketten geht es um die automatische Integration aller Backendprozesse über die gesamte Lebensdauer eines Bankprodukts“

Beispielhaft dafür ist der digitale Kontoblick bei modernen Kreditprozessen, in denen der Kreditnehmer Einblick in sein Gehaltskonto genehmigt. Das erspart dem Kunden das Kopieren und Scannen der papierhaften Kontoauszüge, und die Bank muss besagte Kundeninformationen nicht mehr manuell abgleichen. Die gesamte Nutzenvielfalt kann von der Bank jedoch erst dann ausgeschöpft werden, wenn dieser einzelne digitale Baustein mit anderen kombiniert wird. Der Name des Kontoinhabers kann dann unter anderem mit digitalen Identifikationsdaten abgeglichen werden. Bestehende Kreditraten werden direkt mit der Schufa-Auskunft verglichen. Und die digital erfassten Kontobewegungen werden umgehend zur Anreicherung des Risikomodells verwendet.

Durch teilweise Digitalisierung werden aber nicht zwangsweise Prozesskosten gespart. Erst bei einer automatischen Integration aller Bestandteile der Wertschöpfungskette kann man von einem Produktfortschritt sprechen. Nur dann kommt man der Idee eines vollautomatischen Prozesses näher, und nur dann kann das Produkt schneller, besser und günstiger angeboten werden.

„Der Aspekt, die Kosten der Finanzintermediation signifikant zu senken und gleichzeitig die Produktqualität zu erhöhen, muss im Niedrigzinsumfeld und der schwachen Gesamtmarktprofitabilität an erster Stelle stehen“

Das kann aber nur durch eine vollautomatisierte Digitalisierungsstrategie erreicht werden – Digitalisierung 2.0. Für viele Kreditinstitute stellt die Umsetzung dessen eine große Herausforderung dar. Fintechs im Kreditbereich schaffen hierbei wichtige Mehrwerte. Durch ihre offenen Schnittstellen und die Agilität bei der Anbindung von Drittparteien sind sie ein idealer Partner für Prozessoptimierung und Neukundengewinnung. In Zukunft wird der Kredit an das zu finanzierende Objekt rücken und der Kunde nicht mehr nach einem Kredit suchen. Dadurch ist eine breite Vernetzung der Zugangsmöglichkeit zum eigenen Kreditprodukt von hoher Bedeutung: Fintechs können hier sowohl on- als auch offline an unterschiedlichste Systeme andocken und den Kunden an der Stelle abholen, an welcher er die Finanzierung benötigt.

Ein weiterer Nutzen ist bspw. die innovative Flexibilität bei der Eigenkapitalallokation durch die Anbindung von Kreditmarktplätzen („Marketplace-Lending“). Dabei kann die Bank flexibel entscheiden, ob sie die digital generierten Kredite auf die eigene Bilanz nimmt, oder ob die Kredite über Anleger des Marktplatzes finanziert werden können. Der Kreditnehmer merkt dabei keinen Unterschied. Gründe hierfür können neue Regulatoren, ein verändertes Zinsumfeld oder Opportunitätskosten aufgrund besserer Investitionsmöglichkeiten sein. Eine Kooperation mit einem digitalen Kreditmarktplatz bietet daher nicht nur ein optimiertes Kostenmanagement und besseres Kundenerlebnis, sondern auch neue Marktzugänge und eine flexible Eigenkapitalsteuerung.

Aktuell sind Kooperationen zwischen Banken und Fintechs ein heißes Thema. Der Idealfall, dass alle Prozesse digitalisiert und automatisiert sind, ist für die meisten Banken nach heutigem Stand nicht zu erreichen. Fintechs hingegen haben oft zu wenige Kunden, um die Skaleneffekte der Digitalisierung 2.0 zu spüren. Zudem mangelt es am Zugang zu einer günstigen Refinanzierung. Damit haben beide Parteien Wettbewerbsvorteile – Fintechs können Produkte digital und automatisiert abbilden, und Banken sorgen für das Funding und die Kunden. Die Wertschöpfungskette wird dadurch aufgeteilt und optimiert. Damit wird aus einzelnen Digitalisierungsprojekten eine vollautomatisierte Digitalisierungsstrategie.

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04.10.2017